Nach zwei Jahren Coronapause konnte der Freihand Schützenverein Pettstadt endlich wieder eine Königsproklamation durchführen und dabei gleichzeitig eine Premiere feiern. Der Vereinsausschuss hatte sich entschlossen, begleitet von der Pettstadter Blaskapelle erstmalig in der Vereinsgeschichte eine Königsabholung mit anschließendem Sommerfest durchzuführen. Vorab traf man sich auf dem Bogenplatz um dort einen kurzen Einblick in das Bogenschießen zu erhalten und zum Start des Festzugs die jüngst aufwendig restaurierte Salutkanone zum ersten Mal wieder abfeuern zu können.
Mit einem dreifachen Salut begann der diesjährige Höhepunkt im Vereinsleben der Freihandschützen, diesmal auf dem Bogenplatz vor den Toren der Gemeinde. Zuvor zeigten einige Bogenschützen bei einer kurzen Einführung ins Bogenschießen ihre Treffsicherheit. Die Salutkanone der Fa. Herrmann Wenig aus dem oberbayerischen Pocking im Kaliber 50mm schlummerte viele Jahre quasi vergessen in einer Pettstadter Scheune. Gemeinsam mit dem Soldaten- und Kameradenverein Pettstadt hat der Freihand Schützenverein diese im 2020 von der Nachfolgermanufaktur mit einem finanziellen Aufwand im vierstelligen Beriech restaurieren und wiederherstellen lassen. Um etwas über die Geschichte der Kanone herauszufinden begab man sich in beiden Vereinen auf Spurensuche. Auch die Pockinger Manufaktur forschte in ihren alten Unterlagen. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Warnkanone im Jahr 1923 vom SKV bestellt worden war und deren Funktion zur vollsten Zufriedenheit in einem Dankesschreiben des SKV bestätigt wurde. Es ist somit davon auszugehen, dass die Kanone in Kürze ihren 100. Geburtstag feiert. Die Kanone soll nun den Grundstein für eine gemeinsame Böllergruppe der beiden Vereine legen. Am Sommerfest kam sie – nach ihrem offiziellen Beschuss 2020 – zum ersten Mal zum Einsatz und zukünftig wird dies bei besonderen Anlässen wiederholt werden. Als Vertreter der beiden Vereine hatten Manfred Dippacher (SKV) und Alexander Hummel (FSV) gemeinsam mit 1. Bgm. Jochen Hack die Ehre, mit der Pettstadter „Berta“ den Startschuss für den Festzug zur Königsabholung geben zu dürfen.
An drei Haltepunkten im Dorf wurden die Mitglieder des scheidenden Königshauses unter der musikalischen Unterstützung der Blaskapelle Pettstadt in den Festzug aufgenommen. Ein weiteres Highlight wartete am unteren Dorfplatz. Die Böllerschützen vom Schützenverein Frankonia Effeltrich bereiteten dem Festumzug einen lautstarken Empfang am Dorfbrunnen. „Böllerschützen, Achtung! Zum schnellen Reihenfeuer! Böller hoch – Feuer!“ - auf Kommando des Böllerkommandanten ließen die fünf Schützinnen und Schützen eine mehrere präzise Salven von Salutschüsse ertönen und sorgten für viel Staunen bei den versammelten Zuschauern.
Ehrungen langjähriger Mitglieder und Ehrenmitgliedschaft für Georg Baumüller
Zahlreiche Ehrengäste und viele Abordnungen befreundeter Vereine und Patenvereine folgten der Einladung zum gesellschaftlichen Höhepunkt im Vereinsleben zu dem stets auch alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde herzlich eingeladen sind. Neben 1. Bgm. Jochen Hack konnte der erste Vorsitzende Alexander Hummel neben dem Ehrenvorsitzenden Friedrich Hülsebusch sowie Ehrenschützenmeister Otto Schlicht auch Ehrenmitglied Reinhold Hohl begrüßen. Ebenso freuten sich die Freihand-Schützen über das Kommen der Schützenschwestern und Schützenbrüder von Hub. Stegaurach, Tell Hirschaid sowie der Patenvereine 1899 Gaustadt und A. Hofer Sassanfahrt. Die Ortsvereine waren durch die mittlerweile traditionelle Teilnahme des Stammtischs Saufmoggl sowie des Angelvereins „Rauhe Ebrach“ vertreten.
Bei den Feierlichkeiten ehrte der Schützenverein auch langjährige Mitglieder: Die Ehrennadel für 25-jährige Mitgliedschaft erhielten der zweite Vorsitzende Rainer Mild und Bogenschützenmeister Mario Werner, der sich besonders durch den Aufbau und die Führung der aufstrebenden Bogenabteilung verdient gemacht hat. Claudia Dennerlein und Günter Stark erhielten die Ehrennadel für die 40-jährige Mitgliedschaft. Für ihre 50-jährige Mitgliedschaft wurden Otto Schlicht, Richard Kaiser und Thomas Dotterweich geehrt, die alle nach wie vor eine bedeutende Rolle im Vereinsleben spielen. Rainer Zenk und Hans Schubert bekamen die Ehrennadel für die 60-jährige Mitgliedschaft.
Erstmals in der Vereinsgeschichte konnten die Ehrenzeichen für 70 Jahre Mitgliedschaft im Verein verliehen werden. Diese besondere Ehrung erhielten aus den Händen des Stv. Bezirksschützenmeisters Werner Hackenschmidt der frühere Vereinswirt Baptist Göller sowie der ehemalige Schützenmeister Georg Baumüller, der nicht nur sein 70-jähriges Mitgliedschaftsjubiläum feierte, sondern sich in seiner aktiven Zeit auch überaus für den Verein eingesetzt hat und ihn nach der Wiedergründung in den 50-er Jahren wieder mit aufgebaut hat.
In der Zeit von 1959 bis 1968 unter dem damaligen Vorsitzenden Baptist Kraus setzten Georg Baumüller und Baptist Göller (der inzwischen leider verstorben ist) eine Vielzahl von Impulsen für das zukünftige Vereinsleben. Der Verein wurde ein stückweit moderner aufgestellt. Neuanschaffungen wurden getätigt, u. a. wurde eine Zirkelmaschine, die das Auswerten der Scheiben wesentlich erleichterte, angeschafft. Zahlreiche Freundschaftsschießen u. a. mit A. H. Sassanfahrt und Strullendorf wurden initiiert und somit Freundschaften gegründet, die bis heute noch Bestand haben. In Würdigung des herausragenden Engagements für unseren Verein, das sowohl gesellschaftlich als auch sportliche Grundsteine für den heutigen Erfolg gelegt hat, hat der Vereinsausschuss Ende 2019 beschlossen, Georg Baumüller und Baptist Göller die Ehrenmitgliedschaft zuzuerkennen. Die im Jahr 2004 von Baptist Göller im Biergarten gepflanzte Platane trägt nun eine Widmung zu seiner Erinnerung.
Leider nicht persönlich anwesend sein konnte unser ehemaliger Vereinswirt Baptist Göller, der ebenfalls seit über 70 Jahren teil unserer Schützenfamilie ist. Er erhielt seine Ehrenzeichen aus den Händen der Oberschützenmeisterin Kerstin Jacobsen sowie des Stv. Schützenmeisters Klaus Dahinten bei einem Besuch auf der Veranda des Göllerschen Gasthauses. Ihm dankten die Vereinsvertreter für seine jahrzehntelange Unterstützung als das Schützenhaus noch in der Hauptstraße beheimatet war.
Schließlich ergriff der stellvertretende Bezirksschützenmeister des bayerischen Sportschützenbundes Werner Hackenschmidt das Wort und zeichnete Alexander Hummel für sein ausgesprochen hohes ehrenamtliches Engagement für den Freihand-Schützenverein Pettstadt, für sein Wirken als Bezirksschützenmeister und für seine langjährige Tätigkeit als verdienter Funktionär aus. Alexander Hummel erhielt das silberne Protektoratsabzeichen seiner königlichen Hoheit Franz von Bayern – Herzog von Bayern. Dieses erhielt auch Rainer Mild für sein großes Engagement bei allen Bautätigkeiten und bei der Planung und Ausrichtung aller Feste im Vereinskalender.
In den Tanzpausen verkündete die Oberschützenmeisterin Kerstin Jacobsen die mit Spannung erwarteten Ergebnisse der im Vorfeld stattgefundenen Wettbewerbe des Königs- und Bürgerschießens: Begonnen wurde traditionell mit der Ehrung der Sieger der Vereinsmeisterschaft. Siegreich waren in der Schülerklasse mit dem Lichtpunktgewehr Finn Wicklein (172 Ringe) vor Leonhard Schlicht (168 Ringe), mit dem Luftgewehr in der Schützenklasse Reinhold Hohl (346 Ringe), Klaus Dahinten (310,5 Ringe – der letzte Schuss führte zum Sieg!) Kopf an Kopf vor Otto Schlicht (310,5 Ringe) in der Seniorenklasse. Mit der Luftpistole gewann in der Schützenklasse Helmut Mach (368 Ringe) vor Christof Dennerlein (358 Ringe), Klaus Dahinten (285,1 Ringe) vor Friedrich Hülsebusch (261,3 Ringe) in der Seniorenklasse. Ausgeschossen wurde die Vereinsmeisterschaft auch mit der Sportpistole, die Kerstin Jacobsen (256 Ringe) vor Gerhard Heberlein (254 Ringe) für sich entschied. Neu ausgeschossen wurde die Vereinsmeisterschaft in den Disziplinen der Großkaliberpistolen. Vereinsmeister wurde Adam Rausch (366 Ringe) vor Helmut Mach (358 Ringe).
Neben den in allen angebotenen Disziplinen (LG, LGA, LP, LPA, Bogen) mit Geldpreisen dotierten Wertungen (Glück- u. Meisterwertungen) wurden vor allem die Ergebnisse in der Pokal- und im speziellen in den Königswertungen erwartet: Den Luftpistolen-Wanderpokal errang Kerstin Jacobsen in der Damen- und Friedrich Hülsebusch in der Seniorenklasse. Bei den Herren konnte sich Alexander Hummel mit einem 119 Teiler den Nikolaus-Mirschberger-Gedächtnispokal sichern. In der Disziplin Luftgewehr-Schützenklasse sicherte sich Reinhold Hohl den Reinhold-Werner-Gedächtnispokal mit einem 71 Teiler. Weitere Pokalgewinner waren Barbara Behm bei den Damen, die sich mit einem 124 Teiler den neu gewidmeten Kathi-Hohl-Gedächtnispokal sicherte. Klaus Dahinten (28 Teiler) errang den Pokal in der Seniorenwertung und Luca Heberlein in der Jugendklasse.
Beim diesjährigen Bürgerschießen ließ sich Werner Baldauf mit einem 249 Teiler zum Bürgerkönig ausrufen. Auch beim Bürgerschießen wurde eine Glücks- und Meisterwertung ausgelobt, welche bei den Schützen zu viel Ansporn führte und zahlreiche Teilnehmer auf den Schießstand gelockt hatte.
Proklamation des neuen Königshauses
Als Höhepunkt des Abends wurde die Bekanntgabe der Mitglieder des neuen Königshauses im Schützenverein Pettstadt erwartet. Hochspannend und erfrischend anders moderierte die Oberschützenmeisterin die Proklamation und führte das mucksmäuschenstille Auditorium von einer Verkündigung zur nächsten:
Den mit dem Blankbogen ausgeschossenen Titel des Bogenkönigs im Freihand Schützenverein Pettstadt sicherte sich Sylvia Braun. Im Wettbewerb um die Krone des Luftpistolen-Königs war Christof Dennerlein (150 Teiler) erneut siegreich vor Stephan Kaiser (341 Teiler). In der Disziplin Luftgewehr konnte sich Lars Sommer erstmals die Würde des Jugendkönigs sichern. Daran anschließend folgte die Bekanntgabe des Seniorenkönigs 2022: Mit einem 101 Teiler setzte sich Klaus Dahinten zum zweiten Mal in Folge gegen die Konkurrenz im Bereich LG-Aufgelegt durch und verwies Otto Schlicht auf den zweiten Platz (109 Teiler). Zur neuen Schützenkönigin mit dem Luftgewehr wurde Anja Heberlein gekürt, die sich mit einem 682 Teiler gegen die Vize-Königin Sylvia Braun durchsetzen konnte. Mit einem 147 Teiler platzierte sich Alexander Hummel auf dem ersten Platz ließ sich somit nach 23 Jahren zum zweiten Mal als Schützenkönig ausrufen. Die Würde des Vizekönigs ging mit einem 152 Teiler an Oliver Schlicht.
Nach der Proklamation drehte der engagierte DJ die Anlage nochmal richtig auf und spielte neben Tanzmusik auch den ein oder anderen Partyhit. Bis in die frühen Morgenstunden feierten die Freihand-Schützen ihre neuen Majestäten in der Schützenbar.
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